Das Immerwiederkehrende

“Ohne Wasser, merkt euch das, wär uns’re Welt ein leeres Fass.” (Aus: Der Fiedler auf dem Dach)

Alltag 10, August 2019:

Die „Dinge des Alltags – das Immerwiederkehrende“ – ist das Jahresprojekt der Bloggerin Ulli Gau, an dem ich mich beteilige und 12 Monate lang immer am  1. Monatswochenende etwas aus meinem Alltag vorstelle …

Diesmal: Sommerliche Wassemeditation

Regentage sind in den letzten zwei Sommern in der Schorfheide eher handverlesene Ereignisse. 2018 kamen sie kaum vor, 2019 ist es ein wenig besser, dafür ist es noch heißer und die Himmelstropfen verdampfen rasch wieder im Saharawind. Damit das allabendliche Sprengen nicht zu nerven beginnt, nenne ich es seit Jahren meine „Wassermeditation“. Das Wort assoziiert irgendwie die Silbe OM und flößt mir Ruhe ein. Jedenfalls am Anfang des Sommerhalbjahres. Schließlich ist der Garten groß … Aber nein, es geht hier nicht um Achtsamkeit und so Fragen wie: Wie fühlt sich Wasser überhaupt an? Welche Farbe kann es annehmen? Wie schmeckt es? Es geht bei meiner Wassermeditation ausschließlich darum, das wichtige Lebenselixier meinen pflanzlichen Mitbewohnern zu reichen, aus dem Schlauch oder dem Regensprenger. Beinahe täglich anderthalb Stunden wässern – dass ist lang und die Bremsen sind derzeit leider mächtig aggressiv. Seit Tagen renne ich mit einem roten, dicken Augenlid herum, gestochen von einer Mücke oder wem auch immer – ich bin genervt, wenn der Wetterbericht Regen verspricht und die Wolke dann anderswo inkontinent wird. OM. Nein, ich dehne nicht meinen Geist von der Quelle bis zur Mündung, ich sehe zu Beginn auf 140 Meter Gartengrün vor mir und denke mantramäßig: Das wird schon. Ich lausche still vor mich hin: Das Zebragras namens Herr Richter knistert, wenn ihn ein Schwall erwischt. Die mächtige Bauernhortensie Heike-Antje hebt sich schon mit den ersten Litern tänzerisch, die Bärbel-Otti-Kirsche schlürft ungerührt satte zwei Eimer weg … all die Gartengeschenke, die auch beständig den Namen des Spenders tragen und mich so an ihn oder sie erinnern, wollen trinken und es sind eben viele: OM…

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5 Gedanken zu „Das Immerwiederkehrende“

  1. Guten Morgen liebe Petra! Die Namensgebung finde ich eine wunderbare Geste, und deine Meditation beim Wässern kenne ich gut 😉 Ich mache dies auch nicht, damit ich mich daran erfreuen kann, wie schön bunt der Garten dann ist, sondern weil einiges an Leben daran hängt, wenn ich es nicht mache. Leben, welches langsam immer weniger wird, weil es viele Oasen benötigt, um dieses Leben zu schützen und zu bewaren. Danke für deinen schönen Beitrag und die Oase!

  2. Danke, lieber Arno, für Deine Worte. Die Idee der Namensgebung kam mir, als einer der Spender verstarb. So blieb ich mit dem alten Herrn Richter in stiller Kommunikation. Es tat mir gut und so habe ich die Namensgebungen fortgesetzt. Manchmal führt das zu einem echten Gequassel im Garten 🙂

  3. Liebe Petra, ich bin in diesem Jahr sehr glücklich, dass ich kaum wässern muss, eigentlich nur die Töpfe auf der Terrasse, alles andere besorgt das Wetter und manchmal auch die liebe Nachbarin, da ich ja in diesem Jahr im Aussen äusserst gefragt bin und mich eher danach sehne durch meinen Garten zu schlurfen, zu zupfen, zu jäten und zu giessen – nun, dieses Jahr ist es so, nächstes Jahr wieder anders.
    Herzliche Grüsse und danke für deinen Beitrag, der sich ja wunderbarst an deinen vorherigen schliesst –

  4. Pingback: Alltag -11- |

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