Saisonstart im Wildpark

Imke Heyter, Chefin des Wildparks Schorfheide – Mit langem Atem für den Erhalt der heimischen Arten:

Imke Heyter bei den sechs Luchsen: „Brandenburg aber ist meine Heimat, und ich finde es extrem schön. In den sechs Jahren, in denen ich in Westfalen lebte und studierte, habe ich erst festgestellt, WIE schön Brandenburg ist. Ich finde es wichtig, dass die Leute in der Region bleiben und nicht alle abwandern.“ Auch deshalb arbeitet Imke Heyter raumgreifend an ihren Projekten. Fotos (3): Lutz Reinhardt
Imke Heyter bei den sechs Luchsen: „Brandenburg aber ist meine Heimat, und ich finde es extrem schön. In den sechs Jahren, in denen ich in Westfalen lebte und studierte, habe ich erst festgestellt, WIE schön Brandenburg ist. Ich finde es wichtig, dass die Leute in der Region bleiben und nicht alle abwandern.“ Auch deshalb arbeitet Imke Heyter raumgreifend an ihren Projekten.
Fotos (3): Lutz Reinhardt

Was andere Menschen nur bestaunen, lebt Imke Heyter (43). Mit jeder Faser ihres Seins, schafft sie für den Wildpark Schorfheide in Groß Schönebeck. Beharrlich, unnachgiebig, leidenschaftlich. Seit ihr Vater Dr. Frank Heyter 2005 in den Ruhestand wechselte, führt sie den Park in seinem Sinne weiter.

Die nachhaltige Vision des Begründers nahm vom 21. April 1996 mit dem 1. Spatenstich langsam Gestalt an – das ist bald 20 Jahre her. Grund genug zum Feiern, denn seither macht sich der weitläufige und unglaublich schöne Wildpark einen guten Namen selbst über die Grenzen der Region hinaus.

60 Prozent der Gäste kommen aus Berlin, 35 aus Brandenburger. Anders ist es bei ihren sehr besonderen und fantasievollen Festen, da kommen besonders die Einheimischen. Seit 2009 machen die Vollmondwolfsnächte von sich reden – ungebrochen bis heute. Die Termine sind meist auf Monate ausgebucht. Deshalb gab und gibt es Zusatztermine auch über die kalendarischen Vollmondnächte hinaus.

Imke Heyter lächelt: „Wölfe heulen nicht nur bei Vollmond, sie heulen selbst bei Tag. Aber ein bisschen Glück gehört dazu. Wir möchten ein authentisches Naturerlebnis bieten. Unser Angebot ist das europäische Wildtier, welches hier früher mal heimisch war oder wieder ist – präsentiert in einem natürlichen Großgehege. Das ist unsere Marktlücke, aus der wir eigenwirtschaftlich agieren.“

Bei den lustigen Ottern: Der Wildpark beherbergt ausschließlich Wildtierarten, die in der Schorfheide heimisch sind, wie beispielsweise Wolf, Fischotter, Rotwild, Damwild, Schwarzwild, Muffelwild und Tiere, die bei uns in freier Wildbahn bereits ausgestorben sind, wie Wisent, Elch und Przewalski-Pferd. Außerdem züchten wir seltene, vom Aussterben bedrohte Haustierrassen wie z. B. Englische Parkrinder, Rauhwolliges pommersches Landschaf, Exmoorpony`s und Wollschweine.
Bei den lustigen Ottern: Der Wildpark beherbergt ausschließlich Wildtierarten, die in der Schorfheide heimisch sind, wie beispielsweise Wolf, Fischotter, Rotwild, Damwild, Schwarzwild, Muffelwild und Tiere, die bei uns in freier Wildbahn bereits ausgestorben sind, wie Wisent, Elch und Przewalski-Pferd. Außerdem züchten wir seltene, vom Aussterben bedrohte Haustierrassen wie z. B. Englische Parkrinder, Rauhwolliges pommersches Landschaf, Exmoorpony`s und Wollschweine.

Der Wildpark lebt von den Eintrittsgeldern und von dem, was die Gastronomie mit ihrer speziellen Wild- und Kräuterküche im Besucherhaus erwirtschaftet. Die Chefin versteht es mit der zupackenden Hilfe ihrer 15 Angestellten, die Park-Idee auszukleiden: Mit Spezialführungen für jedes Alter, Streichelzoo, Waldspielplatz, Kräutergarten, Fischräucherei und anderem mehr. „Die attraktivsten Tiere sind zurzeit natürlich die Wölfe. Es sind vornehmlich die großen Beutegreifer, die die Besucher locken. Ich selbst verteile meine Liebe ganz gerecht auf alle Tiere. Natürlich sind meine Favoriten Elche, Wölfe, Luchse aber alle anderen auch“, verrät sie.

In der heutigen Zeit, in der die Welt und das Leben vieler ungewiss ist, sieht die Frau in dem Arial Wildpark auch eine Nische, in der Mitmenschlichkeit noch gelebt wird. Ein unbezahlbares Gut. Hinzu kommt diese spannende Aufgabe. Imke schwärmt: „Für mich ist es der schönste Arbeitsplatz der Welt, ich möchte nicht tauschen, auch wenn man sehr gebunden ist. 365 Tage im Jahr ist der 100 Hektar große Wildpark für die Besucher geöffnet. Da übernimmt man Tag und Nacht Verantwortung für die Tiere, alle Angestellten und nicht zuletzt auch für die Besucher und Tierpaten. Man lebt es, oder man lässt es, etwas dazwischen gibt es nicht. Trotz Freude und Spaß an der Arbeit, geht es nur mit einem wirklich guten Team. Ich habe Mitarbeiter, die mit Leib und Seele dabei sind. Alle sind fest angestellt. Ich halte nichts davon, Mitarbeiter im Winter zu entlassen. Wir sind hier in der strukturschwachen Region des Barnims, da hängt an jedem, der noch Arbeit hat, meist eine ganze Familie. Es gibt fast keine Fluktuation, wer sich bewährt, der bleibt.“

Die Lux-Familie wartet auf die Fütterung.
Die Lux-Familie wartet auf die Fütterung.

20 Jahre ist eine lange Zeit. Da sind neue Gehege gewachsen und auch ein Abenteuerspielplatz für Kinder. Inzwischen gilt es verwitterte Zäune und Dächer zu erneuern. Letztes Jahr wurde das Wisentgehege neu angelegt. Imke Heyter wird nicht müde, Fördermittel zu beantragen und abzurechnen. Ohne das käme die Privatinitiative nicht voran. Zu den Feierlichkeiten am 21. April hat sich Ministerpräsident Dietmar Woidke angesagt. Eine eher interne Feier für die Macher des Wildparks ist geplant. Ein Wochenende später bedankt sich der Wildpark bei all seinen Fans und Dauergästen mit einem Wochenendeinlass zum Kinderpreis. Aber zuvor wird zum Osterfest geladen. Der symbolische Saisonstart wartet wieder von K-Freitag bis Ostermontag mit offener Wolfsnacht, Osterfeuer und dem ganzen üppigen Unterhaltungsprogramm auf, dass die Fangemeinde so sehr liebt. Sie dürfen gern auch mit von der Partie sein. (pe)

Wildpark Schorfheide, Prenzlauer Straße 16, 16244 Groß Schönebeck, Tel: 033393 65855, weitere Infos im modernisierten Internetportal: www.wildpark-schorfheide.de

 

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Der Wolf und der Zaunreiter

Eine Leseprobe aus meinen Schattengeschichten:

In den Bäumen schwiegen die Vögel, und der Wald färbte sich tiefschwarz, als entlang des großen Zaunes ein Reiter seinem Pferd die Sporen gab. Er kam vom Fluss im Osten und wollte längst an der westlichen Waldkante sein, denn er fürchtete sich vor dem Beutezug der Wölfe. „Hoh, hoh“, trieb er seinen müden Gaul an. Schnee stiebte auf, und verholzte Zweige brachen darin und scheuchten einen Wolf aus seiner Deckung. Der Einzelgänger sprang über den Pfad, das Pferd scheute, und der Zaunreiter fiel.
Als der Mann wieder zu sich kam, fühlte er ein warmes Fell an seinem Bauch und einen flachen Atem. Entsetzt erkannte er den Wolf, dessen Blut sich mit seinem im Schnee mischte. Das Herz des Mannes trieb die Angst an, doch der Wolf schaute nur mit unscharfem Blick auf, dann leckte er die Wunde des Reiters. Lange lagen sie so schweigend unter den Sternen und wärmten einander.
Auf einmal fragte der Wolf mit dünner Stimme: „Warum wachst du über diesen mächtigen Zaun?“
„Damit das Wild nicht auf die Äcker des Nachbarfürsten springt.“
„Verstehe, wir sollen nur deinem Fürsten in die Lappen, Netze und Fallen gehen“, raunte das Tier. „All die Hirsche, Rehe, Auerochsen, Elche, Wisente, Bären, Schwarzkittel, Luchse und wir Wölfe sollen diesem einen Fürsten gehören? Auch die Otter, Biber, Kraniche, Reiher und die Adler hoch in den Lüften über den Luchen und Mooren?“
Der Mann nickte nur stumm und dachte, es sind immer die mächtigsten Fürsten, die den großen Wald des Wanderlandes beanspruchen. Er hatte sich etwas gesammelt und riss nun aus seinem Hemd zwei Streifen. Damit verband er den blutenden Lauf des Wolfes und seine eigene Schulterwunde. Er wusste, hätte sich der Wolf nicht zu ihm gelegt, wäre er längt erfroren. Und doch konnte er kaum glauben, was ihm widerfahren war.
„Fürchtest du dich noch?“, fragte der Wolf. Der Mann schüttelte verlegen seinen Kopf. „Warum auch, ich jage keine Menschen, aber vor dem Bären solltest du dich in acht nehmen. Das Märchen vom Menschen fressenden Isegrim hat der Fürst erfunden, damit ihr nicht seinen Wald plündert und immer hübsch auf dem vorgeschriebenen Wege bleibt.“
Der Zaunreiter staunte, und dachte bei sich, dass könnte so sein. Die Worte des Wolfes stutzten endlich dem Schrecken dieser Nacht die Flügel.
Das Pferd war unterdessen in das Dorf des Zaunreiters getrabt und alarmierte die Bauern, Köhler und die einfachen Zaunläufer. Ihre Fackeln leuchteten indes wie ferne Irrlichter in der Nacht. Der Wolf witterte schon zeitig ihr Herannahen, aber vom Blutverlust geschwächt, konnte er sich nicht erheben. Der Zaunreiter spürte jetzt die Angst des Wolfes. „Fürchte dich nicht, ich werde dich beschützen, flüsterte er ihm müde ins Ohr.“
Als die Männer des Dorfes den Verunglückten endlich fanden, schliefen der Zaunreiter und der Wolf friedlich eng beieinander. Ungläubig und mit angstvollem Blick sahen sie auf das Bild, als Mann und Tier sich regten. Der Zaunreiter legte den Arm um den Wolf und stöhnte: „Er ist mein Retter und bleibt unbehelligt.“
Die Männer murrten, aber hievten dennoch Mann und Tier auf ein Pferd. Der Zaunreiter war als Grenzgänger angesehen im Dorf und seine Meinung zählte. Und so kam es, dass bald niemand mehr sich vor dem Wolf fürchtete.  Als das Tier gesund war, entließ der Mann es wieder in den Wald. Aber jeden Tag wartete fortan der Wolf am Waldrand auf den reitenden Wächter und begleitete ihn treu auf seinem Grenzpfad fad zwischen den Flüssen.

(Aus meinem Buch “Schattengeschichten aus dem Wanderland” – Schorfheidemärchen, erschienen 2010 im Schibri-Verlag ).

Neu erschienen: 2018 bei der Verlagsbuchhandlung Ehm Welk in Schwedt an der Oder als Märchensammlung (30 Texte) unter dem Titel “Die Gabe der Nebelfee”

PS: Weil oft falsch verstanden, noch einmal erklärt:
Meine Schorfheidemärchen sind KEINE Sammlung aus der Welt der Sagen, sie sind meine literarischen Erfindungen – der Zeit und der Landschaft abgelauscht.

 

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